Rascheln ist das Klapperln für Fortgeschrittene
Der Zug fährt los, der Waggon ist spärlich besetzt, ich hole meinen Krimi aus der Tasche. Ruhe, Landschaft, Lesefreude, Vorfreude auf drei Tage in Wien, dort leben zwei Millionen Menschen, das pure Leben! Die Dame, die mir schräg gegenüber sitzt, beginnt, die vier Papiersäckchen in ihrem Rucksack zu ordnen: Raschel, raschel, raschel! Da kommt das Papiersackerl mit dem Kipferl raus, dann wieder rein; dann kommen zwei weitere Sackerl mit je einem Käse- und einem Schinkenweckerl raus, wieder rein. Raschel, raschel. Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, in denen man das Sommer-Schuhwerk für jüngere Menschen und Kinder „Klapperl“ nannte? Welche schöne Erinnerungen tauchen auf, sobald man über Geräusche nachdenkt. Dieses Klappern klang nach Sommer, Ferien und Freiheit: Manchmal wäre es möglich gewesen, leiser zu gehen, aber dafür zog man die „Klapperln“ ja nicht an. Die Raschlerin war vielleicht vor vierzig Jahren ein Mädchen, das sich munter durch den Sommer klapperlte, jetzt raschelt sie sich durch den Tag. Ich beschließe, hobbymäßige Geräusche-Sammlerin zu werden und die Geräusche, die man erzeugt, wenn man Buchseiten umblättert, genau zu analysieren.